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Interview mit dem neuen Studiengangskoordinator für Waldwissenschaften und Umweltnaturwissenschaften Urs Mauch

Lieber Herr Mauch, möchten Sie kurz erzählen, wie Ihr bisheriger Werdegang verlaufen ist, bevor Sie an die Fakultät für Umwelt und Natürliche Ressourcen gekommen sind? Was haben Sie vorher gemacht und warum haben Sie sich für diese Stelle entschieden?

Herr Mauch: Ich habe tatsächlich kein direktes umweltnaturwissenschaftliches Studium hinter mir, sondern habe einen Bachelorabschluss in Gesundheitswissenschaften in Furtwangen gemacht. Danach folgte der Master im Bereich Gesundheitsfördernde Organisationsentwicklung in Magdeburg und eine Stelle als Studienkoordinator in Stuttgart. Dadurch konnte ich bereits viel über Organisation und Koordination lernen und hatte mit vielen verschiedenen Menschen zu tun. Für Freiburg habe ich mich entschieden, da ich bereits in meiner Zeit in Furtwangen oft hierhergekommen bin und die Stadt als solches toll ist. Ich bin hier auch sehr nett aufgenommen worden von meinen Kolleg*innen und den Professor*innen und fühle mich an der Fakultät sehr wohl.

Was genau ist Ihr Job hier im Herderbau? Wann kann man sich an Sie wenden?

Herr Mauch: Ich mache die Studiengangskoordination, also alles, was organisatorisch im Studiengang geplant werden muss, wie beispielsweise die Modulplanung, Raumplanung, Semesterplanung, das Berufspraktikum, oder auch ganz allgemeine Beratung zum Studienverlauf, also falls jemand Module nachholen muss beispielsweise, oder ein Studium außerhalb des regulären Studienplans absolviert wird.

Wo liegt die Abgrenzung zur Studienfachberatung? Wann sollte man sich eher an die Kollegen dort wenden?

Herr Mauch: Wir in der Studiengangkoordination können zur Fachstudienberatung weiterleiten, falls wir nicht die richtige Anlaufstelle sein sollten. Grundsätzlich kann man sagen, dass die Fachstudienberatungen eher inhaltlich beraten bei Anliegen wie Anerkennung von Modulen, Quereinstieg etc, weil diese als Professoren mehr im Lehrgeschehen drin sind. Wir beraten eher zu Organisatorischem.

Was für Anliegen hatten die Studis bisher? Welche Probleme kommen besonders häufig vor?

Herr Mauch: Die meisten Kontakte hatte ich bisher per Email, viele Fragen kommen zu den Berufspraktika, also ob die Einrichtungen anerkannt werden, oder passend zum Studiengang sind, aber auch Stellen im Ausland sind immer wieder gefragt. Auch Fragen zu den Modulen tauchen oft auf, beispielsweise über das Wechseln von Wahlpflichtmodulen, oder das Nicht – Belegen von bestimmten Modulen. Grundsätzlich muss ich mich natürlich selbst noch etwas an der Fakultät zurecht finden, da ich ja neu angefangen habe, daher kann ich die Erstis und die anfänglichen Herausforderungen gut nachvollziehen.

Was raten Sie Studis, die gerade erst an die Uni gekommen sind, möglicherweise auch aus eigener Erfahrung?

Herr Mauch: Generell ist es immer sinnvoll, sich zu vernetzen und die Angebote der Universität zu nutzen, diese auch aktiv zu suchen. Die Fachschaft ist natürlich auch sehr wertvoll als erste Anlaufstelle, gerade weil es dort auch viele Studierende aus den höheren Fachsemestern gibt, die bereits viele Erfahrungen sammeln konnten. Auch die Unistadt kennen zu lernen kann die Freude am Studium definitiv erhöhen, gerade Freiburg mit dem Schwarzwald hat in der Hinsicht viel zu bieten.

Die Situation global ist ja derzeit alles andere als einfach und mit vielen Schwierigkeiten und Unsicherheiten verbunden. Was würden Sie den Studis gerne auf den Weg geben, damit sich diese nicht davon entmutigen lassen und ihr Studium weiterhin als große Chance ansehen?

Herr Mauch: Der erste Schritt ist mit dem Studienbeginn ja bereits getan: Es wurde sich für ein Studium entschieden. Dann ist es wichtig, in Weiterbildung zu investieren und sich eine Expertise aufzubauen. Man kann nach dem Studium in einer Stelle arbeiten, wo man Dinge zum Positiven verändern kann, dafür braucht man das Wissen und die Grundlagen, die in der Universität gelehrt werden. Des Weiteren hilft es, sich an den Professor*innen zu orientieren und in seiner Abschlussarbeit seinen individuellen Fokus zu setzen. Grundsätzlich lernt man an der Universität, wie man aus neutraler Sicht Daten erhebt und auswertet, um dies später in den verschiedensten Richtungen nutzen zu können.

Wie können wir als Studierende uns die Praktikumsfindung erleichtern und für uns das richtige Praktikum finden?

Herr Mauch: Grundsätzlich gibt es viele Informationen auf der Webseite, zusätzlich dazu befinden sich in unserem Büro Evaluationsordner, in denen Studierende aus vergangenen Praktika verschiedene Dinge wie Inhalte, Betreuung etc bewertet haben. Diese können nach Terminvereinbarung eingesehen werden. Außerdem kann man in die Prüfungsordnung für die Vorgaben schauen, generell kann man sagen, dass es recht wenige Rahmenvorgaben gibt, die eher formal sind. Inhaltlich sollte das Praktikum zum Studium passen, das Feld ist jedoch sehr groß. Im Zweifelsfall sollten sich die Studierenden immer vorher absichern. Man kann auch einen Tätigkeitsplan abgeben, in dem festgehalten wird, was die Aufgaben und Tätigkeitsfelder in etwa sein werden und anhand dessen kann ich nachvollziehen, ob das jeweilige Praktikum angerechnet werden kann.

Wie sieht es mit Praktika im Ausland aus?

Die Vorgaben sind dieselben, eventuell muss man etwas mehr Organisationsarbeit leisten, um seine Zeit dort zu planen, aber es gibt von Seiten der Universität keine Mehrregelungen, wir wollen die Studierenden dahingehend unterstützen und ihnen keine weiteren Steine in den Weg legen.

Eine große Herausforderung in unserem Studium ist das enorm große Spektrum an Themen und Schwerpunkten. Was kann einem dabei helfen, den richtigen Beruf für sich zu finden?

Das ist auch etwas, bei was die Fachstudienberatung helfen kann, sowie die Dozierenden selber. Man sollte schon frühzeitig Kontakte herstellen, Praktika in verschiedenen Bereichen absolvieren, sowie seine eigenen Ziele und Interessen immer wieder während des Studiums reflektieren, so wie es auch bei den Motivationsschreiben für die integrierten Nebenfächer der Fall war. Man sollte das Studium ernst nehmen und die Zeit nutzen, dann wird auch die Richtung irgendwann klarer. Ansonsten kann und sollte man natürlich immer andere Studierende fragen und im Austausch bleiben. Man ist nie alleine mit seinen Problemen oder Ängsten.

Generell kann ich alle nur ermutigen, bei Fragen oder Problemen, zu mir zu kommen und eine Lösung zu finden!

Interview: Januar 2024

Umgang mit dem Klimawandel und anderen Krisen der heutigen Zeit – Perspektiven aus der Wissenschaft

Die Fachschaft Forst – Hydro – Umwelt hat vor kurzer Zeit ein Projekt initiiert, in dem wir verschiedene Professorinnen und Professoren nach ihren persönlichen Gedanken, Statements und Ratschlägen hinsichtlich eines konstruktiven Umgangs mit der aktuellen Situation unserer Umwelt gefragt haben und deren Texte wir auf unseren Social – Media Kanälen und / oder unserer Webseite veröffentlichen. Denn gerade die Menschen, die sich durch ihre umweltbezogenen Kompetenzen täglich mit den Folgen des Klimawandels, der Biodiversitätskrise oder der Eintragung von diversen Umweltgiften konfrontiert sehen, fühlen bereits im Studium oftmals eine große Unsicherheit, nicht selten immense Zukunftsängste oder auch schlichtweg Wut über die möglichen Konsequenzen, die der derzeitige globale politische Umgang mit der Situation haben wird. Wir als Fachschaft wollen unseren Teil dazu beitragen, dass die Studierenden, aber auch alle anderen Menschen, die sich auf unterschiedlichen Ebenen für die Umwelt einsetzen, dies auch weiterhin tun, sich von der derzeitigen Lage nicht entmutigen lassen und sich nach wie vor für die umweltbezogenen Studiengänge begeistern können.

Im Zuge dieses Projektes haben wir einen Text des Leiters der Professur für Angewandte Vegetationsökologie, Professor Dr. Markus Hauck, aufgeführt, in denen er seine Gedanken zur aktuellen Situation schildert. Die Professur beschäftigt sich mit der Biodiversität, Ökosystemfunktionen und Ökosystemdienstleistungen in unterschiedlichen Biomen der Erde. Ein Schwerpunkt liegt in der Global Change-Ökologie mit Projekten zur Analyse des Einflusses des Globalen Klimawandels, von Landnutzung und von anthropogenen Stoffeinträgen auf Wald- und Offenland-Ökosysteme. Im Blickpunkt des Interesses stehen dabei die Funktionalität von Ökosystemen sowie als Organismengruppen sowohl Höhere Pflanzen als auch Kryptogamen.

„Wenn wir ehrlich sind, weiß niemand, ob der Klimawandel gestoppt werden kann und seine Folgen beherrschbar sein werden. Wichtig ist es, informiert zu sein, differenzierte Betrachtungen anzustellen und in langen historischen Linien zu denken. Dann eröffnen sich auch Horizonte, wo die Möglichkeiten liegen, die Entwicklung zu beeinflussen, und welche Parameter fundamental sind, um das Leben auf der Erde, so wie wir es kennen, weiter zu gewährleisten.

Es ist viel Zeit mit Untätigkeit und Ungläubigkeit vertan worden. Es ist nicht so lange her, dass man auch als Dozent im Hörsaal mit heute für die informierte Öffentlichkeit völlig banalen Fakten zum Klimawandel und seinen Folgen überraschen konnte. Es ist auch nicht lange her, dass jeder öffentliche Beitrag zum Klimawandel mit einer Diskussion darüber verbunden war, ob es ihn denn überhaupt gäbe. Beim Grad der Informiertheit und in der Folge auch in der Bereitschaft, tätig zu werden, hat sich in den letzten Jahren also viel getan.

Zur Bewertung dessen, worauf es ankommt, lohnt ein Blick zurück in die Erdgeschichte: Die Bildung der Steinkohlelagerstätten hatte im Karbon eine massive Reduktion des CO2-Gehalts der Atmosphäre zur Folge. Naheliegend, dass es keine schlaue Idee ist, diesen Kohlenstoff wieder auszugraben und in die Atmosphäre freizusetzen. Ebenso naheliegend ist es, dass existierende Ökosysteme mit ihrer gesamten Biodiversität nicht zerstört werden dürfen, um deren CO2-Fixierungsleistung und ihre Rolle im Wasserkreislauf zu erhalten. Seit es Photosynthese betreibende Organismen auf der Erde gab, übten diese einen starken Einfluss auf die chemische Zusammensetzung der Atmosphäre und aufs Weltklima aus.

Ein zentraler Punkt für das künftige Ausmaß des Klimawandels dürfte die Stabilität des Antarktischen Zirkumpolarstroms sein, der vor 34 Mio. Jahren durch das Auseinanderrücken von Südamerika und Antarktika entstand und u. a. die Grundlage für unser angenehmes, gemäßigtes Klima in Mitteleuropa geschaffen hat. Diese Koppelung ist in der Öffentlichkeit meist weniger bekannt. Die Dringlichkeit, eine Schwächung der antarktischen, zirkumpolaren Strömungssysteme im Ozean und in der Atmosphäre zu verhindern, versteckt sich derzeit überwiegend noch in wissenschaftlichen Fachzeitschriften.

Neben Informiertheit sind auch Differenzierung und Ehrlichkeit in der öffentlichen Debatte zentral. Ein Blick in den aktuellen Weltklimabericht des IPCC genügt, um zu wissen, dass das 1,5°C-Ziel des Pariser Klimaabkommens von 2015 nicht einzuhalten sein wird. Das sollte man an mancher Stelle in der Diskussion dazusagen.

In der aktuellen klimapolitischen Debatte in Deutschland wird zuweilen der Eindruck vermittelt, dass wir nur entschlossen genug in nationale Klimaschutzmaßnahmen investieren müssten und damit den Klimawandel beenden könnten. Nicht jedem in der Öffentlichkeit ist ausreichend bewusst, dass, wenn Heizungs- und Verkehrswende entschlossen durchgeführt werden und die energieintensiven Großbetriebe in der Industrie dekarbonisiert sind, wir hinterher immer noch den Klimawandel haben werden. Die heute lebenden Generationen werden den Lohn für diese Anstrengungen aller Wahrscheinlichkeit nach nicht spüren. Ökonomisch betrachtet, bedeutet das, dass sich die Kosten für die Bewältigung von Klimawandelfolgen trotz noch so hoher finanzieller Aufwendungen für den Klimaschutz kurzfristig nicht verringern werden. Die häufig vorgetragene Argumentation, Klimaschutz sei billiger als die Folgekosten des Klimawandels zu bewältigen, gilt also nur auf einer langen Zeitlinie. Die heutigen Generationen müssen beides tragen.

Niemand wird je das Resultat der Klimaschutzbemühungen spüren, wenn die Reduktion der Treibhausgasemissionen nicht wirklich global erfolgt und dabei aus nationaler Sicht nicht stärker als bisher die über Warenflüsse importierten Emissionen mitgedacht werden. Hier öffnet sich ein weites Feld, um erklärend tätig zu werden, warum die Bemühungen dennoch erforderlich sind. Die Trägheit des Systems, die sich schon allein aus der langen Verweildauer von CO2 und anderer Treibhausgase in der Atmosphäre, aber auch aus der Wärmeaufnahme in die Ozeane ergibt, spricht denn (bei aller berechtigten Kritik an Verzögerungen im Klimaschutz in Vergangenheit und Gegenwart) auch gegen die Auffassung, dass es derzeit auf extrem kurze Entscheidungshorizonte im Klimaschutz ankäme.“

Prof. Dr. Markus Hauck, Professur für Angewandte Vegetationsökologie

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